Kea Heinrich

Kea Heinrich, Jahrgang 1981, geboren und aufgewachsen hinterm Nordseedeich, lebt seit 2008 in Berlin. Wenn sie nicht schreibt, arbeitet sie als Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin.

Kea Heinrichs Texte sind so ungeschminkt wie sie selbst – ohne künstliches Bling-Bling, nie anbiedernd, sondern so ehrlich, dass es manchmal wehtut. „Du weißt, dass Schweigen besser ist, als die Stille mit Banalitäten zu stören“, heißt es in einem ihrer Gedichte. Ein Satz, den sie anderen ins Gewissen, sich selbst aber unter die Haut geschrieben hat.
Ihre Lyrik ist wie ein guter Drink. Klar und rein, reduziert auf das Wesentliche, aber niemals leichte Kost. Ihre Zutaten wählt sie mit Bedacht: Romantik und Zynismus als Basis, dazu ein paar Schuss Schwermut, Verdruss oder Alltagsanklage, das alles „on the rocks“, auf ein paar Würfeln sozialer Kälte. Eine Mischung, die nicht jedem schmeckt, weil sie so anrührend und aufrichtig ist, dass es wärmt, aber auch so hochprozentig und intensiv, dass einem fast die Tränen kommen. Kea Heinrich sieht’s nüchtern. Sie sagt: „Ich greife Themen auf, die andere nicht gern ansprechen.“
Umso lieber hört man ihr zu, weil es ihr gelingt, uns aus der Seele zu sprechen. Wenn Kea Heinrich ihre Gedichte liest, ohne Versmaß, ohne Reim, strahlt sie jene Gelassenheit aus, die wir selbst gern öfter hätten. Ohne jeglichen Hauch von Verbitterung. Wohlwissend, sich nicht zu irren. Ihre Texte sind gelesene Entschleunigung, als machten die Minuten plötzlich Überstunden.


Wie ihr das gelingt? Vielleicht, weil Kea Heinrich selbst ein wenig aus der Zeit gefallen scheint. Statt E-Mails schreibt sie Briefe, statt Mp3s hört sie Vinyl. Statt durch die digitale Welt zu irren, spaziert sie lieber durch die echte, ehe sie sich genüsslich in ihre Wohnung zurückzieht, in der die Leitplanken ihres Lebens auf sie warten. Über 1000 Bücher und kistenweise Vinyl, erschaffen von Samuel Beckett, Tom Waits oder Weakerthans-Mastermind John K. Samson.
„Das meiste, was wir tun, tun wir nur halb“, schreibt sie in „Oben ohne, unten auch“. Sie selbst aber sträubt sich gegen ein lauwarmes Leben. Was nützt all die Selbstoptimierung, wenn wir verlernen zu fühlen? Was bringt all der Fortschritt, wenn die Menschlichkeit auf der Strecke bleibt? Was soll all die Vergnügungssucht, wenn wir darüber vergessen, was uns wirklich wichtig ist? Fragen wie diese treiben Kea Heinrich um. Was sie dazu denkt und fühlt, hält sie dankenswerterweise für uns fest. Mit schwarzer Tinte auf weißem Papier. Jetzt endlich auch kompakt verschnürt in ihrem ersten Gedichtband. Jörn Lange     
 
                                                                                                                                                                                                          

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